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Marburger evangelische Tracht

Der Volkstanz- und Trachtenkreis Sterzhausen trägt die Marburger evangelische Tracht.

Hier Fotos unserer Gruppe als Hochzeitszug in der Marburger evangelischen Tracht und in der Sommertracht beim Festzug bzw. beim Fototermin in Sterzhausen.

Die Marburger Evangelische Tracht - hier eine kurze Beschreibung:

Tracht ist die Kleidung, die von der Landbevölkerung zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Region oder sogar nur in einem bestimmten Ort täglich getragen wurde.

Die heute noch vereinzelt getragene Marburger evangelische Frauentracht entwickelte sich wahrscheinlich im ausgehenden 18. Jahrhundert im Ebsdorfergrund und dem Amöneburger Becken. Sie kann erstmals durch ein von Ferdinand Justi gemaltes Stülpchen aus Ebsdorf, welches die Jahreszahl 1787 trägt, nachgewiesen werden. Von hier aus breitete sie sich immer weiter nach Norden hin aus, löste im oberen Lahntal die alte schwere Tracht und später auch die Tracht des Hinterlandes ab.

Im Laufe der Jahre veränderte sich die Tracht immer wieder, sie wurde „modernisiert“. Waren im 19. Jahrhundert noch die dicken Beiderwand- und Biberröcke mit Leinenschürzen „modern“, so kamen im 20. Jahrhundert feine Tuch-, Seiden- und Baumwollstoffe auf.


Der ganze Anzug wurde immer mehr auf ein einheitliches Erscheinungsbild abgestimmt und war nicht mehr so bunt wie im 19. Jahrhundert.

Die Leute stellten die Stoffe und Besätze nun auch nicht mehr selbst her, sondern bezogen fertige Fabrikware. die Handarbeit an den einzelnen Trachtenteilen wurde immer weniger. Mache Trachtenstücke verschwanden im Laufe der Zeit sogar völlig.

Schwarze Kleidungsstücke hatten zu bestimmten Anlässen eine äußerst feierliche Aufgabe. Dieses rührt wahrscheinlich noch aus der Zeit der Reformation, als die Protestanten sich vom Prunk des Katholizismus lossagten und dies durch die Schlichtheit der schwarzen Kleidung zum Ausdruck brachten.

Unsere Tracht, wie sie in den letzten 120 Jahren getragen wurde, veränderte sich in zwei Epochen, und zwar in der Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg (1914 – 1918). Natürlich gab es auch innerhalb dieser Abschnitte Neuerungen und Abwandlungen, denn die Tracht war auch der Mode unterworfen. In einigen Dörfern waren die Mädchen und Frauen „moderner“ und kürzten ihre Röcke schon früher als in anderen Orten.

Mit den Besätzen war es ebenso. Das hatte teils finanzielle Gründe, teils lag es an der Verbindung zur Stadt. Mädchen, die in Marburg arbeiteten oder in den nahe gelegenen Dörfern wohnten, sahen eher die neuen Stoffe und Besätze als diejenigen, die selten nach Marburg kamen. So kann man nicht genau sagen, ab wann was getragen bzw. nicht mehr getragen wurde.

Die Männertracht wurde schon sehr früh abgelegt. Daher ist es leider nicht möglich, eine Männertracht zu beschreiben, die zeitgleich mit der Frauentracht unserer Tage getragen wurde. Wie festzustellen war, haben nur noch wenige Männer Trachtenteile (wie Hosen, Westen, „Ärmelding“, Kirchrock und Dreimaster) mit ins 20. Jahrhundert genommen.

In den reicheren Dörfern, z. B. des Ebsdorfer Grundes sowie auch in den katholischen Dörfern bleib die Männertracht am längsten erhalten, da dort die Leute traditionsbewusster waren.

In Sterzhausen gibt es nur noch einige wenige Frauen, die Tracht im Alltag tragen. Tracht tragende Männer gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr.

Text aus: „Wie sei mer da gemustert“ oder „Wie trage ich die Tracht richtig“?

Ergänzung im Jahre 2024:
In Sterzhausen leben keine Personen mehr, die im Alltag Tracht tragen.